Bujinkan Furyu Dojo e.V. - Schule für traditionelle japanische Kampfkünste

Das Schwert zur Zeit der Entstehung der Shinden Fudo Ryu

von Jürgen 22. Dezember 2022
(Kleine Eckpunkte hierzu)
Die Tradition des unbeweglichen Herzens, entstand ca. 1113 n.Chr, zu Beginn des 12. Jahrhunderts. Das Prinzip der Natürlichkeit in den Bewegungen, die chinesischen Ursprungs waren, wurde ihr eigen. Spezielle Kamae gibt es nicht, denn die Tradition legt ihren Fokus darauf aus jeglicher Position heraus Verteidigungsfähig zu sein. Somit zählt die Shinden Fudo Ryu mit zu den ältesten Jujutsu / Taijutsu Traditionen Japans. Nicht ungewöhnlich war auch das sich Namen von Kampfkunsttraditionen über die Jahre verändern, so auch hier, wo geschrieben steht das der Ursprungsname Shiden Munen Ryu gewesen sein soll.
Wie in vielen Traditionen entwickelte sich über die Zeit eine Schule des Sogo Bujutsu heraus, sie bündelte mehrere Teilaspekte von Künsten in sich und wurde zu einer vollständigen Schule der Kriegskunst.
Somit war auch Hojojutsu (Bindemethoden mit dem Seil), verschiedene Yari (Speer) Arten, die Naginata (Hellebarde), das Ono (Kriegsbeil), das Otsuchi der Kriegshammer und nicht zu vergessen das Nodachi (Langschwert/Feldschwert) ein Teil davon. Auf das letztere, das Daito/Tachi (Langschwert), möchte ich hier etwas eingehen. Denn auch Iaijutsu Waza in der Shinden Fudo Ryu werden angemerkt.
Die Überlieferungen der Shinden Fudo Ryu werden in 3 Makimono und 2 Densho festgehalten. Es existieren drei Traditionen diesen Namens und zwei davon werden im Bujinkan gelehrt. Die eine trägt den Beinamen Dakentaijutsu die Andere Jutaijutsu.
Nun, betrachtet man die Zeit in der die Entwicklung dieser Tradition begann, so lassen sich einige Rückschlüsse ableiten.
Um das Ende der Heian jidai (ca.794–1185) und dem Anfang des Kamakura jidai (1185–1333) war der Begriff Tachi (großes Schwert) für Klingen über einer Länge von 2 Shaku (606mm) bekannt, egal ob importiert oder im Lande hergestellt. Hier wurden die meisten Klingen noch aus einem Stück geschmiedet. Die Schmiedekunst mit einem weichen inneren Kern folgte erst später. Nichts desto trotz, in der Nara Zeit (710-794) zuvor, befand sich diese schon auf einem hohen Niveau.
Als in der Kamakura jidai nun der Kriegeradel erstarkte, entwickelte sich auch die Schmiedekunst weiter und die Anforderungen auf den Schlachtfeldern wandelte sich langsam auch mehr in Richtung Kavallerie. Blieb aber in der Relation immer sehr klein zu der größeren Infanterie. Wenn es dann nötig war und vom Pferd aus mit dem Schwert den Kampf aufzunehmen, so ergab sich schnell die Erkenntnis das eine gekrümmte Klinge leichter zu ziehen und zu hantieren war, als eine gerade. Im Wandel zur Kamakura jidai veränderten sich die Klingen weiter, wurden massiver und länger, bis zu einer Klingenlänge von ca. 850mm, mit einer Verjüngung zur Kissaki hin, die sich aber bis Mitte der Kamakura jidai wieder änderte. Auch wurden diese dann wieder schmäler, um die Schnittfähigkeit zu verbessern.
Der berühmte Schwertschmied Okazaki Masamune, fertigte überwiegend seine Tachi Klingen zwischen 1288 bis 1328 an. Er bildete über Jahrzehnte 10 Meisterschüler aus, die ebenso Berühmtheit erlangten.
Unter dieser Betrachtung kann man sage das dies die Anfangszeit des Tachi war, das sich bis weit in die Zeit des Sengoku jidai (1467-1603) fortführte. Natürlich mit der einen oder anderen Veränderung im Wandel. Die Tachi in dieser Zeit waren nun bis ca. drei Shaku (909mm) und darüber hinaus wurden sie Odachi (langes Schwert) genannt. Diese Klingen waren meist für das Schlachtfeld gedacht und es war nicht unüblich das Krieger drei Schwerter mit sich führten. Ein Shoto im Obi, ein Tachi an der Hüfte hängend und ein Odachi/Nodachi auf den Rücken gebunden. Zwar war es schwierig die letzteren überlangen Klingen auf dem Rücken selbst zu ziehen, aber dafür trug eine weitere Person sein Schwert auf dem Rücken und man zog das Schwert gegenseitig, bevor die Schlacht begann, oder Samurai höheren Ranges hatten einen Schwertträger der einem den Griff zum Ziehen zuführte.
Ableitend daraus lässt sich sagen, dass die Schwertklingen in dieser Zeit der Entstehung der Shinden Fudo Ryu länger waren. Manche Krieger und Traditionen spezialisierten sich in der Verwendung auf die längeren Klingen, sowohl auf den Schlachtfeldern, als auch im zivilen Leben und bis in die Anfangszeit des Edo jidai fanden sie verwendet…
Quelle, unter Anderem: Encyclopedia of Japanese Swords by Markus Sesko