Bujinkan Furyu Dojo e.V. - Schule für traditionelle japanische Kampfkünste

Liste der Samurai – Schulen in der Edo jidai der Han-Schulen des ganzen Landes 1603–1868

von Jürgen 4. November 2025

Liste der Samurai – Schulen in der Edo jidai der Han-Schulen des ganzen Landes 1603–1868

von Jürgen

Diese Karte ist ein historisches Schaubild. Sie zeigt alle alten Fürstentümer Japans während der Edo-Zeit.Diese 藩校 (Hankō) waren Schulen der japanischen Fürstentümer (藩, han) in der Edo jidai (Liste der Samurai – Schulen in der Edo jidai der Han-Schulen des ganzen Landes全国の藩校一覧).

Diese Schulen wurden von den regionalen Daimyō (Fürsten) gegründet, um die Kinder des Samurai-Stands in Bildung, Verwaltung, Kriegskunst und Moral zu unterrichten.

Die Karte zeigt Japan während der Edo-Zeit, unterteilt in die damaligen Han (Feudalgebiete), mit einer Liste der jeweiligen Han-Schulen.

In der Mitte, eine Karte Japans mit den Namen der Han (z. B. 会津藩 (Aizu Han), 薩摩藩 (Satsuma Han), 長州藩 (Chōshū Han) usw.)

Rundherum: Listen mit den Namen der Schulen (藩校) jedes Han.

Beispiele:

会津藩(Aizu-Han) → 日新館(Nisshinkan)

薩摩藩(Satsuma-Han) → 造士館(Zōshikan)

水戸藩(Mito-Han) → 弘道館(Kōdōkan)

熊本藩(Kumamoto-Han) → 時習館(Jishūkan)

岡山藩(Okayama-Han) → 花畠教場(Hanabatake Kyōjō)

usw.

Aizu-Han-Schule Nisshinkan

会津藩校日新館

Gesamtverzeichnis der Hankō (Han-Schulen), erstellt vom Nisshinkan, der Aizu-Han-Schule.

会津藩校日新館 藩校総覧

Kukishin Ryū Jutte Jutsu 九鬼神流 十手術

von Jürgen

Kukishin Ryū Jutte Jutsu 九鬼神流 十手術

von Jürgen
Innerhalb der Kukishin Ryū war das Hachiwari auch bekannt. Dies war die Muromachi jidai (室町時代, 1336 – 1573), das kriegerische Zeitalter Japans.
Im Vordergrund standen verschiedene Schlachtfeldwaffen, und das Hachiwari war zu dieser Zeit bereits als Nebenwaffe bekannt, vor allem als Werkzeug zum Brechen oder Anheben von Helm- Rüstungsplatten, oder zum Blocken und Hebeln, falls man im Gedränge sein Schwert nicht ziehen konnte. In einer Sōgō Bujutsu 総合武術, umfassende Kriegsschule, wie die Kukishi Ryū, gab es Hauptwaffen (主武器 Shu Buki) und Nebenwaffen (付属武器 Fuzoku Buki).
Das Hachiwari wurde auch Kabutowari 兜割 genannt. Ein Helmspalter, mit dem Zweck den Schutz oder die Verteidigung des Gegners durchdringen. Dieser Name ist ein Sinnbild den geistigen Helm des Gegners zu spalten, sprich seine Fixierung, seine Strategie, seine Deckung. In der Heihō Strategie wurde damit das Kokoro no Tate, das Herzensschild des Gegners durchbrochen.
In dieser Epoche war das Hachiwari also durchaus vorhanden, aber noch nicht als eigene Disziplin innerhalb der Kukishin Ryū formalisiert, eher als unterstützendes Kriegsgerät im Umfeld des Tōjutsu 刀術.
In der Edo jidai (1603 – 1868), der relativen Friedenszeit des Tokugawa Shōgunats, wurde in der Kukishin Ryū auch die Jutte 十手 integriert, welche ein Teil des Zeitenwandels in Japan mit sich brachte. Die Jutte wurde zu einem Symbol der Edo jiadi Polizei und gleichzeitig ein Werkzeug der Kontrolle, nicht der Tötung. Man sagt die Wurzeln dieser Waffen in der Ryū, kamen aus der Führung des Hachiwari- und Hanbō jutsu.
In der Meiji jidai, ab 1868, als die moderne Zeit begann, verschwand das Jutte jutsu in vielen Traditionen zugunsten modernerer Waffen, es wurde oft als historische Technik betrachtet und blieb nur in wenigen Ryū ha überliefert.
In der Kukishin Ryū wird es weiterhin als Teil der umfassenden Buki Waza 武器技 gelehrt, die auf frühere Militärtraditionen (Heihō) zurückgehen. Die Jutte Techniken zielen auf Abwehr, Kontrolle, Festsetzung und strategische Führung ab. Sie sind also nicht primär auf Zerstörung, sondern auf Dominanz durch Timing, Raum und Geist gerichtet.
Durch den militärischen Ursprung / Hintergrund der Ryū wurde im Torimono no Jutsu der Sicherheitskräfte etwas härter gedacht als in den Polizeitraditionen die sich in der Edo jidai entwickelten.
Die Kukishin Ryū Jutte Jutsu des Bujinkan beinhaltet 5 Kamae und 5 Kata:
1 Musō no kamae 無想之構
2 Mizu Tori 水鳥
3 Ichi no kamae 一之構
4 Seigan no kamae 青眼之構
5 Ten no kamae 天之構
Juppō Sesshō no Jutsu 十方折衝之術
1 Kiri no Hito Ha 桐之一葉
2 Rakka 落花
3 Gorin Kudaki 五輪砕
4 Mizu Tori 水鳥
5 Mawashi Dori 廻捕
Juppō Sesshō no Jutsu 十方折衝之術 beschreibt die Fähigkeit, aus jeder Richtung und in jeder Dimension zu reagieren. Das Verständnis der zentralen Achse und der universellen Balance im Tai Sabaki, Maai und der Kokoro no Kamae. Somit stecken in diesen 5 Kata eine Vielzahl an Optionsmöglichkeiten in der Anwendung. Oberflächlich sieht man nur 5 einfache Bewegungen, aber in der Tiefe, im Ura Waza ist alles verborgen was nötig ist.
Betrachtet man Techniken auf Video, so denkt man es zu sehen, doch ist es nur die Oberfläche die man sieht.
Kiri no Hito Ha 桐之一葉 Ein Blatt des Paulownien Baumes
Kiri桐) = Der Paulownien Baum, ein Symbol des Adels und der göttlichen Legitimität und wird besonders mit dem Kaiserhaus und Toyotomi Hideyoshi assoziiert.
Ichiyō / Hito Ha 一葉 / 一つの葉 = Ein einzelnes Blatt.
„Es beschreibt, ein einzelnes Blatt das fällt, kündigt den Herbst an. Sprich, eine kleine Bewegung verrät das Ganze.“
Eine minimale Bewegung oder Öffnung, ein kleiner Positionswechsel oder ein scheinbar schwaches Moment, enthüllt oder provoziert die gesamte Reaktion des Gegners.
Mit subtilen, präzisen Aktionen, wird der Kampf entschieden.

Jutte jutsu 十手術 Satoru ga yue ni Juppō wa Kū nari 悟るが故に十方は空な

von Jürgen
In einem alten Text fand ich diesen Ausspruch, der wiederum die Tiefe und nicht die Oberflächlichkeit in den alten Bujutsu Künsten widerspiegelt. Ich fand auf der Suche nach der Bedeutung folgende Beschreibung und ergänzte dies durch meine Gedanken:
Es gibt im Zusammenhang mit der Führung der Jutte 十手 den Ausspruch Satoru ga yue ni Juppō wa Kū nari. Was bedeutet, dass man durch Erleuchtung erkennt, dass das ganze Universum ohne Anhaftung ist.
Satoru 悟る = Erwachen, Erleuchten und die Wahrheit erkennen.
Ga yue ni が故に = Aufgrund von
Juppō 十方 = Die zehn Richtungen, symbolisch für alle Richtungen, oder das ganze Spektrum des Universums.
Wa は = Als Partikel
Kū nari 空なり = Als leer, oder als Nichts.
Das ist ein Ausdruck, der tief verwurzelt im Mahayana Buddhismus ist und im esoterischen Denken, was auch die Koryū / Kobu jutsu stark geprägt hat.
Als Satori was das Erkennen der wahren Natur der Dinge bedeutet. Dem Juppō und der Gesamtheit der Welt in allen Richtungen und allem Existierenden. Kū, als die Leere und Erkenntnis, dass nichts fest ist, fließend und eins mit allem.
„Wer die wahre Erkenntnis (Satori) erreicht, sieht dass alle Richtungen (Juppō) leer (Kū) sind und so wird auch die Jutte zu einem Werkzeug des Gleichgewichts, nicht der Zerstörung.“
Wie kann man nun diesen philosophischen Ansatz in der Praxis sehen? Es gibt keine Richtung, in der du getrennt vom Gegner bist. Mit Erfahrung ist man nicht fixiert auf vorne, hinten, rechts oder links. Man ist überall zugleich aufmerksam, ausgestattet mit einem Intuitiven Handeln ohne zu denken. Vielleicht ist diese folgende Beschreibung der körperliche Ansatz von der Essenz der Leere 空 im Umgang mit der Jutte:
Hafte nicht an starren Positionen und es gibt kein ich muss angreifen, oder verteidigen. Es ist nur die Wahrnehmung, das Bewusstsein und die Reaktion im hier und jetzt. Man sagt, wenn du dieses Stadium erreichst, dann verschwinden der/die Gegner, der Angriff und die Verteidigung, denn es bleibt nur Bewegung ohne Anhaftung im natürlichen Fluss.
Die Jutte 十手 ist auch ein Symbol für die Kontrolle über die zehn Richtungen und Jutte heißt wörtlich zehn Hände. Was in den alten Traditionen oft als Metapher für Allgegenwärtigkeit verstanden wird. Denn ein Meister der Jutte braucht keine zweite Waffe, weil seine Wahrnehmung alle Richtungen abdeckt. Es wird berichtet das es in der Edo jidai viele Meister der Jutte gegeben hat.
In der Anwendung benutzt man eine Hand zusammen mit der Jutte, um viele Richtungen zu parieren, blocken, hebeln, binden, entwaffnen und zu kontrollieren. Der Körper bleibt zentriert und der Geist ist ruhig. Man nimmt den Angriff auf.
In der klassischen Jutte Tradition der Ikkaku Ryū Juttejutsu war die innere Haltung, der entscheidend Ausgangspunkt. So darf man nicht mit Hass oder Überlegenheit handeln. Man erkennt die Absicht des Gegners, ohne sie zu bewerten und bewegt sich so, dass der Gegner seine eigene Energie verliert, während man nicht kämpfst, sondern ihn führt.
Die Polizeikräfte in der Edo jidai trugen die Jutte auch als Symbol des Rechts und der Mäßigung. Sie wurde auch als Zeichen die Gewalt zu kennen, aber nicht unbedingt davon Gebrauch machen zu müssen getragen. Im Torimono, den Prinzipien der Festnahme einer Person und der Arresthandlung von Verdächtigen, war diese Haltung eine Grundbasis.
„Die Jutte ist der Ausdruck des leeren Herzens, nicht als Waffe, sondern als Erkenntnis.“
Blickt man über den Tellerrand, so ergeben sich viele Rückschlüsse zur Kunst des Jutte Jutsu und den damaligen Zeiten und Praxis.
Die Ikkaku Ryū Juttejutsu 一角流十手術 ist eine klassische Tradition, die wie kaum eine andere das geistige Ideal des Torimono, der Festnahme ohne zu Töten und der symbolischen Dimension der Jutte 十手 in perfekter Balance von Technik, Ethik und Philosophie verkörpert. Die Ikkaku Ryū wurde in der späten Edo jidai, ca. 17.–18. Jahrhundert gegründet. Der genaue Gründer ist nicht eindeutig dokumentiert, doch sie gilt als eine Nebenlinie und Ergänzung der Shintō Musō Ryū. Im Namen der Schule liegt die Bedeutung ein einziger Punkt, der alles durchdringt, als Einheit von Geist, Körper und Handlung. Nach der Überlieferung wurde die Jutte in der Ikkaku Ryū eingeführt, um den Jō Lehrplan zu erweitern und somit mehr Möglichkeiten dem Torinawa 捕縄 zu geben. Diese Tradition war keine Kriegskunst, sondern eine Disziplin der Zivilkontrolle, also eine Form von Torimono no Jutsu der Sicherheitskräfte. Mit dem Ziel, einen bewaffneten Gegner zu kontrollieren, ohne ihn zu töten. Das entsprach dem Ideal des Edo jidai Rechts und dem Ethos der Dōshin (Beamte) oder Okappiki (Hilfskräfte). Die Jutte wurde also als Symbol für Autorität, Bewusstsein und Selbstkontrolle verstanden.
Die Kukishin Ryū 九鬼神流 ist eine der ältesten und komplexesten Linien des japanischen Budō überhaupt und sie bewahrt die geistige und technische Grundlage, aus der sich das Verständnis von Jutte, Torinawa und Torimono überhaupt erst entwickelt hat.
Die Jutte ist in der Kukishin Ryū eine der sogenannten Nebenwaffen, den Fuzoku Buki. Ihr Zweck ist wie in der Ikkaku Ryū, die Kontrolle statt Zerstörung des Gegenübers. Doch wurde in der Kukishin Ryū durch den militärischen Ursprung darüber härter gedacht als in der Ikkaku Ryū. Es war einfach auch ein anderes Zeitalter, denn die Kukishin Ryū entstammt der Kriegskunst, nicht der Polizeitradition.
Die Kukishin Ryū Jutte Jutsu des Bujinkan beinhaltet 5 Kamae:
1 Musō no kamae 無想之構
2 Mizu Tori 水鳥
3 Ichi no kamae 一之構
4 Seigan no kamae 青眼之構
5 Ten no kamae 天之構
Juppō Sesshō no Jutsu 十方折衝之術
1 Kiri no Hito Ha 桐之一葉
2 Rakka 落花
3 Gorin Kudaki 五輪砕
4 Mizu Tori 水鳥
5 Mawashi Dori 廻捕
Die Kukishin Ryū ist stark von esoterischem Buddhismus (Mikkyō) und Shugendō (Bergasketik) geprägt. Ihr geistiges Fundament ist das Prinzip der Neun göttlichen Kräfte (Kuki Shin). In diesem Namen liegt auch eine Bedeutung von neun Kräften, diese entsprechen den Juppō, den zehn Richtungen (8 Himmelsrichtungen + Himmel + Erde). Man sagt das der vollendete Krieger dieser Tradition sich zentriert in dieser Leere bewegen kann, in alle Richtungen, aber an keine fest gebunden ist. Was man in den Prinzipien der höheren Taijutsu no Kata erkennen kann.
Die Jutte in der Kukishin Ryū steht ebenso in allen Richtungen zu agieren. Der seitliche Haken Kagi genannt, steht für Einsicht, die in alle Richtungen wirkt. Das Metall der Jutte, steht für Stabilität und Unverrückbarkeit des Fudōshin. Das Prinzip des Nichttötens, ist der Ausdruck von Mitgefühl (Jihi) und ethischem Handeln (Gi) und so wird die Jutte in der Kukishin Ryū zum Werkzeug der Selbstbeherrschung.

Shoto Jutsu, die Kunst des Kurzschwertes

von Jürgen 27. Oktober 2025

Shoto jutsu 小刀術

von Jürgen

bezeichnet die Techniken des kurzen Schwertes oder die Kunst des kleinen Schwertes. Es handelt sich um einen Teilbereich der klassischer japanischen Schwertkampfkünste, der sich auf den Einsatz des Kodachi 小太刀 oder Wakizashi 脇konzentriert. Somit ist das Shoto jutsu ist die Kunst, ein kurzes Schwert effektiv zu führen. Sowohl allein als auch in Kombination mit einem langen Schwert (Daitō). Es erfordert andere Strategien als der Kampf mit dem Katana, da Reichweite, Timing und Winkel entscheidend verändert werden.