Bujinkan Furyu Dojo e.V. - Schule für traditionelle japanische Kampfkünste

Jo jutsu der Kukishinden Ryu

von Jürgen 28. Juli 2011

Wenn man bedenkt, dass der Jo nur eine kurze runde Stange aus Holz ist, wird es umso faszinierender darüber nachzudenken, was für eine elementare Lücke durch dieses Stück Hartholz in den japanischen Kriegerdisziplinen geschlossen wurde.

Natürlich verwendeten die japanischen Ureinwohner Stöcke und Stäbe im täglichen Leben, genauso wie überall auf der Welt. Das Land besaß viele Eichen- und Zedernwälder, die als Grundlage dafür dienten. Erst um die Muromachi Ära (1336-1600) wurde damit begonnen, Methoden des Kämpfens mit dem Jo festzuhalten.

Aber der Jo schien von den Bushi nicht übermäßig Verwendung zu finden da der Bo (Langstock) mit einer größeren Länge eher zu den populären Waffen wie Naginata (Hellebarde) und Yari (Speer) passte. Es wird geschätzt, dass es bis zum Ende der japanischen Feudalzeit über 300 Ryu (Schulen) gab, die in ihrem Lehrplan das Bojutsu trugen. Aber auch sonst hat sich jeder Krieger damit beschäftigen müssen, allein schon aus dem Grund zur Verteidigung gegen Stockwaffen.

Aber als der Jo mit seinen Möglichkeiten entdeckt wurde, haben ihn viele aufgenommen, verfeinert und zu einer gefährlichen Waffe perfektioniert.

„Steche wie ein Speer, schwinge wie die Naginata, halte wie das Schwert. Im Führen des Jo, ist keines von diesen Dingen falsch.“

Dies steht in den Traditionen des Jo geschrieben. Wenn einer einen Jo sehen kann, sieht man eine herkömmlich erscheinende Waffe, wenn man ihn dann verwendet, wird man entdecken, dass man mit ihm wie ein Schwert zuschlagen kann, stechen wie ein Speer, und wie eine Naginata schwingen kann. Seine Stärke ist gut zu erkennen.

Im Jahre 1997 unterrichtete Soke Hatsumi den Jo ohne eine Kamae. Das bedeutet, er zeigte keine Kata, lehrte nur noch den Fluss der Bewegung, ohne Kraft und mit der richtigen Distanz. Halte immer die richtige Distanz zu deinem Gegner und seinem Schlag. Gib ihm den Eindruck, dass er dich trifft, weiche erst im letzten Moment aus und nur soweit es nötig ist. Nicht zu früh und nicht zu weit ausweichen. Das Timing muss genau passen.

Shiraishi Sensei sagte im April 1997:

„Arbeite mit kleinen leichten Bewegungen, weiche aus oder kontere, breche dem Gegner das Gleichgewicht und erst dann fahre fort mit einer Technik oder der Endbewegung.“

Soke Hatsumi sagte hierzu:

 „Das Jojutsu vereinigt all das Taijutsu. Das ist, was es schwierig macht. Wenn du das nicht verstehst, verstehst du kein Taijutsu. Jojutsu ist sehr schwierig, da es eine Menge an Kyo jitsu ist. Wenn du kein gutes Tai jutsu hast, besitzt du auch kein gutes Kyo jitsu, und das beeinflusst deinen Jo. Der Unterschied zwischen einem einfachen Kind und einem Budoka ist, dass das Kind nicht das ganze Potenzial eines Objekts in seinen Händen erfassen kann. Wenn du selbst nicht dass das ganze Potenzial einer Waffe, die du aufhebst, erkennen kannst, bist du wie ein einfaches Kind. Drehe (den Jo) weiter, dies wird einen Helikopter erschaffen. Wenn du das Drehen des Jo und das Bewegen deiner Beine stoppst, wirst du wie die Rotoren eines Helikopters anstoßen. Dies auszuführen (wirbeln) bedeutet den Gegner zu täuschen. Bewege dich, wie wenn du deinen Gegner mit dem Jo erschießen möchtest, aber stattdessen schlage ihn. Wenn du einen Jo in deinen Händen hältst, vergiss nicht deine anderen Gliedmassen. Man kann auch treten wenn man möchte. Du musst lernen, den Jo so zu bewegen als ob du ihn nicht hättest. Darum wird dein Gegner nicht imstande sein vorauszuahnen, was du ausführen willst. Wenn du eine Waffe in die Hände von jemandem legst, kannst du schnell erkennen wie gut oder schlecht sein Tai jutsu ist. Es gibt eine Menge an Leuten die sich sehr gut bewegen können wenn sich nichts in den Händen haben. Aber wenn man ihnen etwas in die Hände legt und ihre schlechten Gewohnheiten werden sich vergrößern… Für alle von euch, die unterrichten, ist es wichtig, dass ihr eure Schüler formt, mit Waffen zu trainieren. Aus dem Grund nicht nur die Schüler, sondern auch dich selbst zu verbessern.“

In den anderen Bereichen des Kukishinden Ryu, wie Hanbo und Bo gibt es Shoden, Chuden und Okuden Densho. Hier im Jo werden diese Prinzipien von mehreren Schriftrollen in einer Densho zusammengefasst.

Mokuroku des Kukishinden Ryu Jo jutu

Kamae / Position und Haltung

  • Chudan no Kamae / Mittlere Ebene Position
  • Gedan no Kamae / Untere Ebene Position
  • Ichimonji no Kamae / Zahl Eins Position
  • Seigan no Kamae / Korrekte Augen Haltung
  • Kyohen no Kamae / Position der Veränderung – auch bekannt als Ihen no Kamae
  • Tenchijin no Kamae / Position von Himmel, Erde und Mensch
  • Shizen no Kamae / Natürliche Position

Kihon Gata / Fundamentale Formen

  • Jodan Uke / Oberes aufnehmen – empfangen
  • Men Uchi / Schlag zum Kopf
  • Do Uchi / Seitlicher Schlag zum Körper
  • Ashi Barai / Unterer Fußschlag
  • Kote Uchi / Handgelenksschlag
  • Gedan Uchi / Unterer Schlag
  • Hane Age / Schlag nach oben
  • Kote Gaeshi Uchi / Gedrehter Handgelenksschlag
  • Tsuki / Stich

Jojutsu Kata / Stockkunstformen

  • Jumonji / Zahl 10 – Das Kreuz
  • Roppo / Sechs Wege
  • Kyu ho / Neun Wege
  • Hiryu / Fliegender Drache
  • Tsuki Iri / Hineingehender Schlag
  • Kasumi Gake / Nebelfalle
  • Ude Gake / Armfalle
  • Kote Gaeshi / Hände dagegen
  • Tachi Otoshi / Schwertsenken

 Quellen: Dave Lowry, Understand-Good-Play, Soke Hatsumi und den Shihan