Bujinkan Furyu Dojo e.V. - Schule für traditionelle japanische Kampfkünste

Keiko 稽古

von Jürgen 10. August 2025
In den alten japanischen Kampfkünsten des Koryū / Kobudō / Bujutsu, besitzt das Wort Keiko eine tiefere Bedeutung als nur das Trainieren, oder Üben.
KEI 稽 bedeutet ursprünglich über etwas nachdenken, es prüfen und in die Vergangenheit zurückschauen.
Ko古 bedeutet alt, oder vergangen.
Dabei geht es nicht nur darum, irgendetwas zu trainieren, es bedeutet das zurückgehen zu den Ursprüngen der Kunst, um die Essenz zu verstehen. Es ist das Studium der überlieferten Kata (Formen), um die Prinzipien der Schule zu verinnerlichen. Die Zusammenhänge zu erforschen, wie war die Zeit, warum wurde sich so Bewegt, warum war die Körperposition genau so, wie beeinflusst das Eine das Andere und wie sind die Feinheiten, die hinten dem Prinzip liegen. Reflektieren um Fehler zu erkennen, zu verstehen, um sich weiter zu entwickeln. Keiko ist eine bewusste Art und Weise, sich mit der Weisheit und Tradition der Vorfahren zu verbinden. Dadurch wird das Training zu viel mehr aus nur das Bewegungslaufen und Fitnessübungen.
In den alten Traditionen bedeutet Keiko, dass man durch wiederholtes Studium der überlieferten Formen das tiefere Verständnis erlangt, das die Meister vor Jahrhunderten entwickelt haben. Es ist also eine Praxis des Zurückblickens, um im Jetzt zu lernen. Die Bausteine offen zu legen und somit Gebäude auf der Essenz natürlich errichten zu können. Sprich die Kata zuerst verstehen lernen, um danach die Flexibilität deren Inhalte frei aus sich heraus zu bringen.
Erforsche das Alte, um zu lernen und es wird zu einem Teil von dir.
Was geschieht im Keiko? Jede Kata ist ein direkter Kontakt mit dem Denken und Erleben der Meister vor dir. Also verbindest du dich mit der Linie der Tradition. Du studierst nicht nur Techniken, sondern prüfst, warum sie so sind und wie sie im damaligen Kontext (Waffen, Rüstung, Schlachtfeld, Kampf) funktioniert hat. Du stellst deine persönlichen Vorlieben zurück, um das überlieferte Wissen so rein wie möglich zu empfangen. Dadurch erlernst du Dankbarkeit, Rücksicht, Verantwortung, Selbstvertrauen und das eigene Ego zu kontrollieren. Es geht um Respekt und Kontinuität, Werte die für eine funktionierende Gesellschaft wichtig sind.
Jede Wiederholung ist nicht und noch mal das Gleiche, sondern eine Möglichkeit, eine Nuance tiefer zu verstehen. Es wird zu einer Meditation in Bewegung. Wenn du eine Kata zum hundertsten Mal machst und plötzlich verstehst, warum eine Bewegung so ist, dann hast du sinnbildlich eine Antwort von den Ahnen erhalten.
Ein erfahrener Lehrer betrachtet Keiko als eine Form von stillem Dialog mit den Ahnen (Senzo to no Taiwa 先祖との対話).
Wenn du in unser Dojo kommst dann mach dir das bewusst: „Ich erforsche die Essenz des alten Budo, die unverändert seit Generationen weitergegeben wurde und verbinde mich mit ihr. Ich lerne Wissen und Prinzipien der Kampf- und Kriegskünste aus vielen Generationen vor mir, die alle den gleichen Weg vor mir beschritten haben.
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