Bujinkan Furyu Dojo e.V. - Schule für traditionelle japanische Kampfkünste

Sōjutsu Jūmonji Yari 十文字槍 Teil 2

von Jürgen 30. Juli 2025
es gibt Verschiedene Kreuzförmige Speerarten:
Jūmonji Yari 十文字槍
Wörtlich Zehn-Schriftzeichen-Speer. Der Klassische Kreuzspeer mit gerader Klinge und zwei seitlichen Klingen.
Kama Yari 鎌槍
Wörtlich Sichelspeer, manchmal überlappend mit Jūmonji Yari, aber oft sind die Seitenklingen stärker gebogen wie Sicheln. Eignet sich hervorragend zum Einhaken und Entwaffnen.
Magari Yari 曲槍
Wörtlich gebogener Speer mit gebogenen Seitenspitzen. Wird manchmal auch verwendet als Unterbegriff für gebogene Jūmonji oder Kama Yari.
Die Kukishin Ryū 九鬼神流 ist einer der ältesten und traditionsreichsten Schulen im Bujutsu. Im Bujinkan wird das Sōjutsu dieser Ryū ha weitergegeben. Unsere Tradition verwendet den Jūmonji Yari mit betonter Funktion zum Blockieren, Entwaffnen und Kontrollieren. Klingenlänge variiert je nach Ausführung, meist aber ca. 30 – 40 cm Seitenklingen, Hauptspitze 40 – 60 cm.
In der Kukishin Ryū wird der Jūmonji Yari nicht unbedingt wie ein reiner Stoßspeer, sondern als multifunktionale Waffe verwendet. Mit Stoßen, Blockieren, Einhebeln, Entwaffnen, Werfen oder sogar Einfangen des Gegners, werden die Anwendungen mannigfaltig.
Er wird verwendet um Gliedmaßen zu fixieren oder Waffen zu kontrollieren. Die Querspitzen dienen dem Toritsuke (festhalten und fixieren), des Gegners oder seiner Waffe. Auch gegen Reiter eignet sich diese Speerausführung hervorragend z. B. werden die Zügel, Gliedmaßen oder Waffen angegriffen.
In den klassischen Bujutsu Ryu ha, gibt es strukturierte technische Prinzipien in den Kihon Waza (Grundtechniken), Shikake Waza (Initiative Techniken), Ōji Waza (Gegentechniken) und verschiedene Kuden (mündlich überlieferte Prinzipien), die oft die Arbeitsweise abrunden.
1. Tsuki 突き Stoßtechnik
Die zentrale Spitze wird verwendet, um präzise Stiche auf Vitalpunkte wie z. B. Kehle, Solarplexus, Gesicht auszuführen. Mit beiden Händen wird der Speer schnell nach vorne gestoßen, oft aus tiefer Stellung.
2. Kake 掛け Haken & Ziehen
Die seitlichen Haken / Klingen werden genutzt, um die Gegnerische Waffen zur Seite zu führen oder zu reißen. Gliedmaßen oder Rüstungsteile zu haken / schneiden, zu ziehen und Reiter vom Pferd zu holen. Den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen, ist ein prinzipielles Ziel in den Waza. Es wird auch Hikiotoshi genannt, Herunterziehen und Zurückziehen.
3. Uke 受け Blockieren & Parieren
Die Querflügel dienen als Blockfläche gegen Schwerter, insbesondere bei diagonalen oder seitlichen Schnitten. Oft wird dabei ein konternder Stoß direkt ausgeführt, als Uke no Tsuki, ein Stoß des Verteidigers aus der Abwehr heraus.
4. Mawashi 回し Drehen & Kontrollieren
Der Speer wird mit Drehbewegungen geführt, um den Gegner zu verwirren, seine Waffen umzulenken und ihn zu kontrollieren.
5. Sashi dori 刺し取り Waffe erfassen
Die Haken werden verwendet, um gegnerische Waffen zu fangen. Darauf folgt oft ein Entwaffnungs- oder Kontrollmanöver.
6. Sokutō 足刀 Fußfeger in Kombination
Der Speer dient zur Kontrolle des Angriffs nach oben, während ein Feger gegen die Beine vorbereitet wird. Diese Technik nutzt die Länge des Speers zur Kontrolle und den Überraschungseffekt, um den Gegner zu überwinden.